Pollen - ein wertvoller Energiespender

Der Pollen ist heute wegen seiner hochwertigen Inhaltsstoffe ein gefragtes Nahrungs- und Heilmittel, das seinen festen Platz in der Bienenapotheke besitzt. Das Wort "Pollen" kommt aus dem Lateinischen und heißt wörtlich übersetzt Mehlstaub. Es heißt übrigens "der" Pollen (Einzahl) und nicht - wie viele vielleicht vermuten -"die" Pollen (Mehrzahl).

Blütenpollen als Nahrungs- oder Naturheilmittel ist in Deutschland ein relativ neues Phänomen. Erst gegen Ende der 1960er Jahre wurde der Pollen auch hier langsam bekannt, nachdem in Amerika und den osteuropäischen Ländern Pollen schon seit dem Ende des zweiten Weltkrieges geerntet wurde. Nun begannen auch die Imker im deutschsprachigen Raum mit dem Sammeln.

Energiequelle aus Blütenstaub

In der botanischen Fachsprache werden sowohl der Blütenstaub wie auch das einzelne Pollenkorn als Pollen bezeichnet. Die Imker verstehen unter Pollen den von den Bienen gesammelten Blütenstaub, der als notwendige Nahrungsreserve im Bienenstock eingelagert wird. Die Honigbienen verwenden Pollen für die Aufzucht der Bienenlarven und teilweise auch für die eigene Ernährung. Pollen ist für die Honigbienen ein wichtiger Eiweiß- und Fettlieferant. Außerdem besitzt Pollen einen sehr hohen Anteil an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und anderen wertvollen Biostoffen.

Qualität und Anwendung

Blütenpollen Die therapeutische Wirksamkeit des Pollens hängt stark vom ökologischen Zustand des Sammelgebietes und von der jeweiligen Pflanzengattung ab. Dabei existieren beim Pollen große Unterschiede in Form und Zusammensetzung. Nicht alle Pollenarten enthalten die Inhaltstoffe in der gleichen Konzentration. Es ist deshalb sinnvoll, eine möglichst vielseitige Pollenmischung auszuwählen - nicht etwa nur Pollen, die von Raps- oder Löwenzahnblüten stammen. Denn nur dann ist sichergestellt, daß im Pollen auch alle biowirksamen Stoffe enthalten sind.

Weil die verschiedenen Pollenarten eine unterschiedliche Färbung aufweisen, kann auch ein Laie relativ leicht an der Farbzusammensetzung des Pollens erkennen, ob es sich um eine vielseitig zusammengesetzte Pollenmischung handelt.

Heilwirkungen von Pollen

-Versorgt den menschlichen Organismus mit allen notwendigen Biostoffen und beugt somit Mangelerscheinungen vor
-Stärkt das körpereigene Immunsystem und regt dadurch die Selbstheilungskräfte an
-Entgiftet den Körper
-Unterstützt das vegetative Nervensystem
-Fördert die Durchblutung
-Pflegt die Haut von innen
-Hilft bei Herz-Kreislauf-Problemen
-Regt die Verdauung an und verbessert damit die Darmtätigkeit
-Wirkt bei Stoffwechselstörungen jeglicher Art.

Pollen und Allergien

Blütenpollen und Honig Bei allem berechtigten Lob auf den Pollen darf jedoch nicht vergessen werden, daß er auch zu den häufigsten Allergenen gehört. Heuschnupfen z.B. wird meist durch den Pollen von Gräsern, Getreide und Bäumen verursacht. Bis vor kurzer Zeit wäre in diesen Fällen die Einnahme von Pollen strikt untersagt gewesen. Als Therapie hätte man in der Regel eine mehrjährige Desensibilisierung durch Injektionen mit einer geringen Dosis der entsprechenden Allergene verordnet. Mittlerweile gibt es jedoch eine erfolgreiche Form der Desensibilisierung durch die orale Einnahme von Pollen. Sie ist weniger belastend als die Injektionen und besitzt etwa die selbe Wirksamkeit. Erkundigen Sie sich danach, wenn Sie an Heuschnupfen leiden!

Der Blütenstaub, also der Pollen, bildet den Hauptbestandteil der Nahrung der jungen Bienenbrut. Ein Leben im Bienenstock wäre ohne ihn und seine Aufbaustoffe unmöglich. Eiweiß ist einer der Hauptbestandteile des Pollens und ebenso ist Eiweiß bekanntlich die Quelle des Lebens. Zusammen mit dem Fett des Pollens, einem weiteren wichtigen Baustein des Blütenstaubes, ist es eben diese eiweißhaltige Nahrung, die für das rasche Wachstum der Bienenmaden ursächlich ist. So dauert es nur ein paar Tage, bis die Made ein vielfaches ihres ursprünglichen Gewichts erreicht hat. Ein wesentlicher Bestandteil der Blüten ist der Blütenstaub. Er ist in den Staubbeuteln zu finden, welche das äußere dickere Ende der Staubfäden bilden. Die Staubbeutel platzen und geben den Blütenstaub frei, sobald der Pollen seine Reife hat. Jetzt kann er entweder durch den Wind, bei den windblütigen Pflanzen, oder durch Insekten, bei den insektenblütigen Pflanzen, auf die Narbe des Griffels übertragen werden. Von hier aus wird der Keimschlauch in den Fruchtknoten getrieben. Das, was der laienhafte Beobachter schon auf den ersten Blick als Staubbeutel an der Spitze eines Staubfadens erkennt, sind somit ungezählt viele Pollenkörnchen die hier in zahlreichen Farbnuancen in Erscheinung treten. Vom hellen Grau bis zur fast schwarzen Farbe sind hier alle Farben vertreten. In der Hauptsache ist der Blütenstaub allerdings gelb. Auch in der Größe und in der Form sind die Pollenkörnchen sehr unterschiedlich geraten. Wenn ich mal den Blütenstaub so zwischen den Fingern reibe, so kommt er mir wie eine feine, mehlartige Masse vor. Erst unter dem Mikroskop kann ich die Unzahl feinster Pollenkörnchen erkennen. Ihre Größe variiert zwischen 2,5 Mikromillimetern bei den Alpenvergißmeinnicht (Myosotis alpina) und 250 Mikromillimetern bei der bekannten Wunderblume Mirabilis Jalapa.

Jedes einzelne Pollenkörnchen ist die Zelle einer Pflanze, die das für die Befruchtung erforderliche männliche Sperma, das männliche Sexualelement, beinhaltet. Der Inhalt einer jeden Pflanzenzelle ist reines Protoplasma, das seinen inneren Zellkern umschließt und oftmals auch noch Öltröpfchen und Stärkekörnchen aufweist. Bei den oben erwähnten Größenordnungen ist anzumerken, daß sich die Größe des Pollens der Insektenblütler bei einem Grenzwert so um die 30 Mikromillimeter bewegt. Daraus läßt sich für uns nun ableiten, daß diese Pollengröße für die Fortbewegung unserer Bienen in der Luft wohl am geeignetsten ist. Die Zahl der Pollenkörnchen einer Blüte ist unermeßlich groß. So weist nach Darwin die Blüte des Löwenzahn 243.600 Pollenkörnchen auf. Ein Haselkätzchen hat gar 4 Millionen und eine Maispflanze enthält sogar 50 Millionen Pollenkörnchen. Auch die Form der Pollenkörnchen ist unendlich vielgestaltig. Doch ist auch hier zwischen den Windblütlern und den Insektenblütlern wieder ein Unterschied festzustellen. So ist bei den Windblütlern die Oberfläche glatt und trocken und die Pollenkörnchen können vom Wind wie feinster Staub davongetragen werden.

Sie werden sich keine Vorstellungen darüber machen können, welche Entfernungen der Pollen durch den Wind zurücklegt. In Stockholm sprach im Juli 1950 der norwegische Botaniker Prof. Faegri aus Bergen beim internationalen Botanikerkongreß über dieses Thema. Er machte dabei Mitteilung über das Vorkommen von Pollen der Eichenblüten 450 km von der norwegischen Küste entfernt. Der Pollen-Niederschlag auf entlegenen Meeresgebieten ist nur kaum geringer als an der Küste, so die Feststellung einer meteorologischen Schiffsstation im vergangenen Jahr (1949). Diese Pollen haben eine Entfernung von rund 2.000 km zurückgelegt, sie stammen aus Mitteleuropa und Südengland wie die Untersuchungen ergeben haben. Das es sich hier ausschließlich um Pollen von windblütigen Pflanzen handelt, braucht wohl nicht erwähnt zu werden. Die Oberfläche des Pollens von insektenblütigen Pflanzen ist da ganz anders beschaffen. Sie ist rauh und zeigt Höcker, Leisten, Stacheln und andere Unebenheiten, mitunter hat sie auch einen öligen oder auch klebrigen Überzug. Deshalb haftet dieser Pollen leicht am Haarkleid der Insekten und kann daher von ihnen aufgenommen und auf anderen Pflanzen wieder abgegeben werden.

Nicht jedes Pollenkörnchen ist in der Lage zu keimen, weil der Blütenstaub, wie bereits mehrfach beim Obst beobachtet, oftmals von einer nicht nennenswerten Keimfähigkeit bzw. Befruchtungsfähigkeit ist. Das hat mit den Chromosomen, den Trägern der Erbeigenschaften, zu tun, deren Zahl nicht konstant ist. So ist beim Kernobst z. B. die Chromosomenzahl 2 x 17 = 34 als normal anzusehen. Der Pollen ist von geringer Keimfähigkeit und als anormal zu betrachten, wenn die Zahl der Chromosomen dreimal soviel beträgt. Für den Obstbau spielt die Keimfähigkeit des Pollens aber eine gewichtige Rolle. Dort, wo zumeist schlechte Pollenspender angebaut worden sind, sollten zum natürlichen Ausgleich zumindest auch einige gute Pollenspender gepflanzt werden. Oftmals ist Pollen von geringerer Keimfähigkeit bereits an seiner äußeren Form zu erkennen. Gutkeimender Pollen ist in Form und Größe ziemlich gleichmäßig gehalten, wo hingegen der schlecht keimende Pollen in Form und Größe recht unterschiedlich ausfällt. So finden sich neben großen, normal ausgebildeten Pollenkörnchen auch etliche unscheinbare Körnchen. Keimschläuche werden von solch einem Pollen entweder gar nicht oder aber nur sehr mangelhaft ausgebildet. Derart eigenartige Verhältnisse sind auch bei den Wildpflanzen anzutreffen, wie Konrad Christian Sprengel bereits ermittelt hat. So bekam er bei seinen Untersuchungen heraus, daß vereinzelt eben erst gereifter Pollen auf die Narbe im Abblühen begriffener Blüten gebracht werden muß, wenn er wirksam sein soll. Ebenso können aber auch ältere Pollen auf junger Narbe einer eben erst erschlossenen Blüte wirksam sein. So kann es oftmals einen großen Unterschied zwischen Pollen und Pollen geben. Die prozentuelle Zusammensetzung des Pollens an Eiweiß kann so z. B. je nach Art des Pollens zwischen 7,02 und 29,87 % betragen.

Für eine wertvolle Bienenpflanze ist diese Zusammensetzung von entscheidender Bedeutung, sofern sie häufig von Bienen besucht werden möchte. Außerdem kommen im Pollen noch verschiedene mineralische Bestandteile und mehrere Fermente und Vitamine zum tragen. So gesehen ist der Pollen das wertvollste Nahrungsmittel für unsere Bienen. Diese Inhaltstoffe übertragen den Bienen die arterhaltende Kraft und Stärke, die anderswo nicht zu erhalten ist.

Heute, 2014, sind wir inzwischen so weit, daß der Blütenstaub auch in der Heilkunde eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt (siehe Seitenanfang). Der Chemiker Dr. habil. Bürger, München hat bei seinen Forschungen herausgefunden, daß im Pollen ebenso wie im Kittharz Wirkstoffe enthalten sind, die der Hautbildung extrem zu Gute kommen. Gerade bei Verbrennungen ist es hier an Probanden von Dr. Böttcher, Erlangen zu erstaunlichen Resultaten gekommen. Diese Resultate sind bisher ansatzweise durchaus auch mit Stoffen aus dem Ausland erzielt worden. Somit können wir heute also davon ausgehen, daß sich inzwischen auch die pharmazeutische Industrie für Pollen und seine ungeahnten Anwendungsmöglichkeiten interessiert. Der Imker profitiert in sofern davon, als er die Wirtschaftlichkeit seines Bienenzuchtbetriebes durch Sammeln von Pollen mit Hilfe eines entsprechenden Geräts (Pollenfalle) zu heben vermag.