Heilwert des Honigs

Wer wollte heute noch bezweifeln, daß der Honig ein ausgezeichnetes Nahrungs-, Kräftigungs- und Heilmittel ist. Bereits im Altertum haben unsere Vorfahren davon gewußt. Hipokrates selbst ist es gewesen, der auf seinen vorzüglichen Wert hingewiesen hat. Ägypter, Griechen und Römer »salbten sich so innerlich« mit Honig. Aber auch die moderne Wissenschaft liefert hinreichend Beweise für die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten durch Honiggenuss im medizinischen Bereich.

Honig und Blütenpollen

In dem Buch von Zander und Koch »Der Honig« heißt es:

Der Nährwert des Honigs ist in seinem außerordentlich hohen Gehalt an Kohlehydraten gegeben. Sie machen ihn zu einem hervorragenden Betriebsmittel für Wärmeerzeugung und Arbeitsleistung, dessen Bedeutung noch dadurch wesentlich gesteigert wird, daß je nach Herkunft des Honigs 60 - 70 % seiner Kohlenhydrate Invertzucker sind. In dieser Form kann der Zucker unmittelbar vom Blute aufgenommen werden, ohne das irgendeine Aufbereitung in unserem Darm vorausgehen muß. Angesichts dieser wertvollen Eigenschaften ist der Honig in gesunden Tagen überall dort am Platze, wo es sich um rasche, mühelose Ernährung eines stark arbeitenden oder ermüdeten Körpers handelt. Für Herz und Muskeln gibt es kein besseres Nährmittel als Honig, dessen hoher Traubenzuckergehalt unmittelbar ins Blut übergeführt, die Ernährung der Muskulatur gewährleistet. Kindern und alten Leuten ist Honig als Nähr- und Anregungsmittel besonders zuträglich.

Letzteres wird auch durch ein Gutachten der Wissenschaftlichen Untersuchungskommission des Instituts für Heilpädagogik, Forschungsinstitution und Arbeitsorganisation in Berlin unterstrichen, in dem es heißt:

Zieht man nun in Betracht, daß die vorbezeichnete Teilgruppe a einen höheren Durchschnittsanschlag als die Teilgruppe b verzeichnet, so kommt man zu dem interessanten Schluß, daß der ausgiebige Genuß des bei der Untersuchungsreihe verwendeten deutschen Honigs bei der Teilgruppe a den Anschlagswert noch günstiger gestaltet hat, was uns veranlaßt, der Ernährung der Schulkinder und Jugendlichen mit deutschen Honigerzeugnissen wegen seiner Nahrhafigkeit und Schmackhaftigkeit den Vorzug zu geben. Bei ernährungsphysiologischen Untersuchungen zeigten die Kinder, die Honig in Form von Brotaufstrich erhalten hatten, Ausdauer und Frische bei leichter, mittlerer und schwerer Werkarbeit im Schulunterricht.

Der seinerzeit bekannte Facharztes für Kinderheilkunde Dr. Peyrer-Heimstätte hat bei Forschungen in einem Wiener Waisenhaus herausgefunden, welch hohe Bedeutung dem Honig bei der Hämoglobinbildung (Farbstoff der roten Blutkörperchen) zukommt. Von 38 ausgewählten Kindern erhielt die eine Hälfte vormittags und nachmittags jeweils einen Eßlöffel mit Honig verabreicht. Nach einer Zeitspanne von sechs Wochen wurden die Kindergruppen verglichen, wobei eine Blutuntersuchung ergab, daß das Blut der mit Honig behandelten Kinder ganz offensichtlich die Neigung zeigte, den Hämoglobingehalt zu erhöhen. Genaue Messungen haben bei 2/3 der Kinder im Durchschnitt eine Vermehrung um 8,5% ergeben. Bei der Mehrheit der Kinder, die keinen Honig bekamen, ist ein auffallendes Sinken des Hämoglobingehaltes nachgewiesen worden, was auch auf die Anspannung der Kinder im Schulunterricht zurückzuführen ist. Die Kinder der ersten Gruppe hatten also die Anstrengungen des Unterrichts mit Honig weitaus besser überstanden.

Auch bei der Gewichtszunahme der Kinder haben sich auffallende Unterschiede gezeigt. Die Gruppe, die keinen Honig erhalten hat, hatte lediglich eine Gewichtszunahme von weniger als einem Kilo/Kind zu verzeichnen. Die Gruppe aber, die mit Honig verwöhnt wurde, hatte eine Gewichtszunahme von 2 Kilo/Kind und mehr zu verzeichnen. Auch die rein äußere Erscheinung der mit Honig behandelten Kinder hat sich besonders bei den jüngeren Kindern erheblich gebessert. Aus diesen wissenschaftlich, professionellen Untersuchungen wird ersichtlich, daß der Verzehr von Honig einen äußerst günstigen Einfluß auf den Organismus der Jugendlichen hat. Die ausführlichen Untersuchungen von Prof. Dr. med. Koch in Bad Nauheim haben anschaulich gezeigt, daß der Honig eine ausgesprochene Kraftquelle von bedeutender Wichtigkeit für unser Herz ist. So ist es auch bei Zuckerkranken möglich, nach ausgiebiger Konsultation eines Facharztes, ihnen Honig zu verabreichen.

Dann gibt es da noch ein paar andere Unpässlichkeiten und Beschwerden, bei denen sich die Anwendung von Honig bewährt hat, als da sind: Unterernährung, Schlaflosigkeit, Luftröhren- und Lungenkatarrhen, Heiserkeit, Keuchhusten, Stuhlverstopfung usw. Bei Geschwulsten und anderen Entzündungen, Wunden und Hautausschlägen hat sich Honigsalbe als Helfer in der Not hervorgetan, die ganz einfach aus Honig und Mehl zubereitet wird. Auch zahlreiche Arzneimittel und kosmetische Artikel bestehen zu einem großen Teil aus Honig, deren Wirkung sich meistens auf seinen Heilwert zurückführen läßt. Mitlerweile hat sich auch die wissenschaftliche Medizin des Honigs angenommen und dabei seinen hohen Heilwert bei Herz-Kreislaufschäden, bei Magen- und Darmstörungen, bei Leber- und Gallenleiden ermittelt. Der Verzehr von Honig fördert durch die hervorgerufenen Erweiterung der kleinen Blutgefäße die Durchblutung, was das allgemeine Wohlbefinden anhebt.

In der Therapie wird bekanntlich schon seit längerer Zeit der im Honig enthaltene Traubenzucker benutzt. So ist man bereits vor Jahrzehnten dazu übergegangen, 20 - 40prozentige Honiglösungen direkt in die Blutbahn einzuspritzen, wobei sich der Honig dem Traubenzucker als nicht unerheblich überlegen erwies. Bei Magen-, Darm- und Nierenleiden, Gelbsucht und anderen Krankheiten wird auch Honig in Verbindung mit Novocain zur Anwendung gebracht. Auch Magen- und Darmgeschwüre ließen sich so in relativ kurzer Zeit zur Freude aller erfolgreich beheben. So weist der Honig auch eine Reihe von Hemmstoffen auf, die das Erscheinen von Krankheitserregern im Körper gar nicht erst zulassen. Mitlerweile sind im Honig auch Hormone nachgewiesen, auf die zu einem Teil die heilende Wirkung des Honigs zurückzuführen sein soll. Viele Honigliebhaber interessieren sich in erster Linie aber ganz allgemein für die Heilkraft des Honigs und seine vorbeugende Wirkung.

Honigkuren

Der uns bekannte Bienenhonig kommt bereits häufig in der Medizin zur Anwendung. Dem deutschen Arzneibuch sind neben dem sog. rohen Honig auch der gereinigte Honig so wie die schon seit dem Altertum verwendeten Rosen- und Meerzwiebelhonige bekannt. In anderen Ländern kennt man auch noch den Sauerhonig, der sich aus einer Mischung von Essighonig und gereinigtem Honig zusammensetzt; Boraxhonig und Boraxrosenhonig etc. Es ist mir an dieser Stelle nicht möglich, auf alle medizinischen Einzelheiten der Verwendungsformen des Honigs einzugehen. So ist er z.B. auch gern als geschmackskorrigierendes Versüßungsmittel von arzneilichen Lösungen an Stelle des einfachen Syrups eingesetzt worden. Es gibt da ein »Archiv für Bienenkunde«, in dem Dr. Theobald in Eglfing bei München bereits 1925 in den Heften 2 - 4 auf die eingehende Darstellung des Bienenhonigs in der Krankenbehandlung hingewiesen hat und dabei auch auf die unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten detailliert eingegangen ist. So wird der Honig gern bei Frühlingskuren eingesetzt, wo gepreßte Säfte von Pflanzen wie Löwenzahn, Kresse und Schafgabe zum Einsatz kommen. Der bittere oder zum Teil auch saure Geschmack der Säfte wird durch hinzufügen von Honig verfeinert. Dann gibt es da noch eine mussartige Arzneiform, die man Latwergen nennt. Vermischt man sie mit Honig, so wird sie selbst von Kindern ohne Murren wiederstandslos aufgenommen.

Auch der Appetit wird von Honig angeregt, die Magensaftsekretion wird durch Waldhonig gesteigert und bei blutarmen Kindern wird so der Heilplan gefördert. Bei Stuhlträgheit empfehle ich Bienenhonig anzuwenden, weil er außerordentlich schlackenarm und leicht bekömmlich ist und außerdem eine leicht abführende Wirkung hat. Insbesondere bei Rekonvaleszenten empfehlen sich Honigkuren, weiter bei Herzkranken, da der Honig das beste aller Kohlehydrate ist, weil er direkt ins Blut geht, ohne das die Verdauungsorgane wie Magen, Darm, Nieren usw. in Anspruch genommen werden. Im gleichen Mengenverhältnis erzeugen nach Prof. Dr. Koch, Bad Nauheim, Gemüse und frische Früchte 20 - 30 Kalorien, Milch 60, Fleisch 100, Eier 150, Brot 250 und Honig 300 Kalorien. Nach Fiehe besitzen 100 g Honig die Kraft von 328 Kalorien, mit den man 3 1/4 Liter eiskaltes Wasser zum Kochen bringen könnte. Ein Loblied auf den Honig singt Dr. Neumann, Direktor des Untersuchungsamtes der Provinz Brandenburg, wenn er schreibt:

Der Genuß von Honig wirkt ganz anders auf den Organismus ein als der Genuß von Zucker oder Kunsthonig. Der Honig enthält neben seinen leicht assimilierbaren Zuckerstoffen und neben seinen unersetzbaren Aroma- und Geschmackstoffen eigenartige Lebenssäfte (Fermente). Diese Säfte wirken überaus wohltuend auf den menschlichen Organismus. Sie bewirken nicht nur eine größere Ausscheidung der Verdauungssäfte bei der Nahrungsaufnahme, mithin eine leichtere Verdauung, sondern helfen da, wo die Verdauungssäfte sich nur noch träge absondern, selbst mitverdauen, so das echter Bienenhonig ein überaus wertvolles Nahrungsmittel darstellt, insbesondere auch für schwächliche und kränkliche Personen, bei denen die Verdauungssäfte nicht mehr so recht funktionieren wollen und die Lebenskräfte gehoben werden sollten. So ist der Honig nicht nur ein wertvolles Genußmittel, das auch in diätetischer Hinsicht an oberster Stelle steht.

Zuhause können selbstgemachte Salat-Dressings mit ein wenig Honig verfeinert werden, aber auch fertige Soßen und Senfsorten gibt es mit Honig-Geschmack. So kann man auch während einer Low-Carb und Low-Fat Diät eine Mahlzeit mit schmackhafter Honey Mustard Sauce ohne schlechtes Gewissen genießen.

Der zu Lebzeiten in Bad Nauheim ansässige Prof. Dr. Koch sagte einmal, wenn er ein Rezept zur Stärkung des Herzens für einen Patienten ausstellen sollte, so würde er dem Apotheker 75 % Trauben- und Fruchtzucker, Phosphor, Kalzium und Eisen in Salzverbindungen und als Zusatz Fermente verschreiben. Dieses Rezept aber ist nichts anderes als der reine Bienenhonig. Doch sollte der reine Bienenhonig nicht nur bei Herzerkrankungen zur Anwendung kommen, sondern lieber regelmäßig, am besten täglich, genossen werden. Auch gerade bei Erkältungen, Katarrhen und Erkrankungen der Atmungsorgane hat sich die reizmindernde und schleimlösende Wirkung des Honigs schon vielfach bewährt. Leiden Sie an starker Heiserkeit, so hat der Honig eine lindernde Wirkung. Hier hilft auch Gurgeln mit Honigwasser. Wenn Sie Probleme mit dem Einschlafen haben, so rate ich Ihnen zu einem Glas lauwarmen Wasser mit einem Eßlöffel Honig und dem Saft einer halben Zitrone. Probieren Sie doch auch mal aus, so etwa 2 bis 3 Stunden vor dem Schlafengehen einen Eßlöffel Honig zu verspeisen. Auch dieser Genuss wird dem an Schlaflosigkeit Leidenden zu einem erquickenden Schlaf verhelfen. Weil der Honig die Tätigkeit der Nieren entlastet, verschafft sein täglicher Verzehr auch Nierenkranken eine angenehme Erleichterung. An dieser Stelle soll auch einmal erwähnt sein, daß es außer Honig auch noch andere Möglichkeiten der Heilung gibt, so zum Beispiel mit Edelsteinen.

Des Weiteren ist Bienenhonig selbst in der Diphterie-Behandlung zur Anwendung gekommen. In der Zeitschrift »Medizinische Klinik« berichtet Prof. Scholte, Greifswald, über Erfolge mit Honig, um Diphterie-Bazillenträger in kurzer Zeit bazillenfrei zu machen. Da sie die Menschen in ihrer Umgebung ständig gefährden, sind solche Bazillenträger bekanntermaßen, ohne selbst krank zu sein, einer strengen Isolierung unterworfen. Eine allseits anerkannte Methode, um die Bazillen mit Sicherheit nach kurzer Zeit zum Verschwinden zu bewegen, gibt es bislang noch nicht.
Prof. Stolte streicht drei mal täglich mit einem Metallspatel seinen Bienenhonig auf beide Gaumentonrillen und führt gleichzeitig flüssigen Honig in beide Nasenöffnungen ein.
Dr.med. Knapp, Husum, bestätigt die erstaunlich raschen und sicheren Erfolge mit diesem Behandlungsverfahren. Dabei ist darauf zu achten, daß der Honig nicht über 40° C erwärmt wird. Sonst ist der Erfolg wesentlich geringer.

Ich persönlich führe meine Honigkur dahingehend durch, daß ich meinen Tee morgens und am nachmittag jeweils mit einem ordentlichen Teelöffel voll Honig süße. Einen Löffel voll gibt es dann jeweils noch als Extra in den Mund. Selbstverständlich können auch Milch und Kaffee mit Honig gesüßt werden. Der Heilwert des Honigs so wie auch seine Zusammensetzung sind wissenschaftlich weitestgehends ermittelt und nachgewiesen. Schon vor Jahrtausenden sind der Honig und seine heilenden Wirkungen bekannt gewesen. Der weise Salomo erklärte (Sprüche Kap. 24,13): »Iß Honig, mein Sohn, denn er ist gut!«