Frühtracht für die Bienen

Stachelbeeren, Ahornarten und der Löwenzahn bieten die erste Frühtracht im Jahr. Die Tracht des Löwenzahn kann zur Freude vieler Honiggenießer mitunter recht ergiebig sein. Die Stachelbeeren dienen nach dem langen Winter in erster Linie zur Reizung der Bienen und Völker. Leider ist die Obstblüte nicht überall als eigenständige Tracht anzusehen, dies bleibt wohl eher den reinen Obstanbaugebieten vorbehalten. Hier bekommt auch der Imker für die Bereitstellung der Völker von den Obstbauern einen Opulus. Wo regelrechte Weidengebiete zu finden sind, da bieten auch Weiden eine Tracht. In den meisten Gegenden kann man aber davon ausgehen, daß der Raps so wie auch der mit ihm nahe Verwandte, der Rübsen, die Haupttracht des Frühlings ausmachen. Da, wo die Bienen von allem zusammensuchen, was eben gerade blüht, spricht man dann von reinem Frühtrachthonig.

Frühtrachthonig

Stachelbeere (Ribes grossularia)

Die Stachelbeere bedarf der Blütenbestäubung der Insekten nicht um Früchte hervorzubringen, weil sie ein selbstbefruchtbarer Strauch ist. Wenn es nun aber doch zu einer Insektenbestäubung kommt, weil die Bienen die Stachelbeere gern zum Anreiz nehmen, dann ist mit größeren und gehaltreicheren Früchten zu rechnen. Bei den Stachelbeeren gibt es ganz unterschiedliche Sorten, mit grünen (sauer), gelben und auch roten Früchten. Blütezeit: April/Mai.

Ahorn

Für den Imker sind der Spitzahorn (Acer platanoides) und der Bergahorn (Acer pseudoplatanus) die wertvollsten und somit interessantesten Ahornarten. Im April und Mai blüht der recht anspruchslose Spitzahorn, der sowohl an Landstraßen als auch an Straßen im Ortsbereich gut gedeiht. Der Bergahorn benötigt mineralkräftigen Boden, also Berglagen, auch seine Blütezeit liegt im Mai. Die beiden Ahornarten lassen sich gut voneinander unterscheiden, weil der Bergahorn grüne Winterknospen und Blüten in hängenden Trauben hervorbringt, während der Spitzahorn rote Winterknospen in aufrechtstehenden Blüten aufweist. Dann gibt es da noch ein paar weitere Ahornarten, als da sind: Erstens der Eschenahorn (Acer negundo), er ist zweihäusig. Seine männlichen Blüten hängen an langen, dünnen Stielen. Er ist mal aus Nordamerika bei uns in Europa eingeführt worden. Zweitens der Silberahorn (Acer dasycarpum) und drittens schließlich noch der Feldahorn (Acer campestre) oder auch Maßholder genannt wird, seine Dolden stehen aufrecht. In Ostpreußen gibt es diese Art nicht, die sich ansonsten aber auch als Hecke ziehen läßt , dann aber nicht beschnitten werden sollte. Alle Ahornarten beinhalten einen zuckerhaltigen Saft. Ebenso liefern uns alle Ahornarten Nektar und Pollen und wenn wir Glück haben auch noch Blatthonig.

Löwenzahn (Taraxacum officinale)

Als eine ausgezeichnete Frühjahrstrachtpflanze hat sich der Löwenzahn hervorgetan. Sein Honig zeichnet sich durch eine besonders kräftige, goldgelbe Farbe aus. Er hat ein sehr intensives Aroma. Sowohl mit dem Herbstlöwenzahn (Leontodon autumnalis) wie auch mit dem Wiesenlöwenzahn (Leontodon hispidus) verhält es sich ganz ähnlich. Von daher sollte sich der Imker einmal überlegen, ob er nicht eine Wanderung in die Löwenzahnblüte unternehmen sollte. Da ist oftmals eine reiche Tracht zu holen. Auch als Pollenpflanze ist der Löwenzahn sehr wertvoll, weil er schon recht früh blüht. Blüte: April/Mai.

Obstblütenhonig

Die Farbe der Obstblütenhonige schwankt zwischen hellgelb bis gelbbraun. Dieser Honig zeichnet sich durch einen hohen Fruchtzuckergehalt so wie ein feines, durch ätherische Öle hervorgerufenes Blütenaroma aus. Hier bei uns in Norddeutschland ist er in größeren Mengen in »Jork, im Alten Land« an der Unterelbe erhältlich. Vereinzelt aber auch bei Imkern, die in ländlichen Bereichen, wo noch viel Obst angebaut wird, ihre Beuten aufstellen.

Obstblütenhonig

Sauerkirsche (Prunus cerasus)

Als ausgezeichnete Bienennährpflanzen haben sich die Sauerkirschen in all ihren unterschiedlichen Arten und Sorten erwiesen; hier sei besonders die Schattenmorelle erwähnt. Bereits nach zwei Jahren nach der Pflanzung fängt sie an zu tragen. Es gilt bei den Sauerkirschen die unfruchtbaren von den selbstfruchtbaren Sorten zu unterscheiden. Ein guter Pollenspender ist die selbstfruchtbare, rundknospige Schattenmorelle. An selbstfruchtbaren Sorten seien noch erwähnt die Diemitzer Amarelle, Frühe Ludwigskirsche und Schöne aus Chateney. Blüte: April/Mai.

Süßkirsche (Prunus avium)

Ein besonders guter Trachtbaum ist die Süßkirsche, die mancherorts auch Vogelkirsche genannt wird. Eigentlich ist dieser Baum nicht besonders anspruchsvoll, wenngleich er auch nach tiefgründigem und kalkhaltigem Boden verlangt. Weil er als einer der ersten Obstbäume im Jahr den Bienen größere Mengen an Pollen und auch an Nektar zu bieten hat, ist er für die Bienenzucht besonders wichtig. Weil bei den Süßkirschen sowohl selbstunfruchtbare als auch zwischenunfruchtbare Gruppen vorkommen, sollte sich derjenige, der Süßkirschen in größeren Beständen anpflanzen möchte, geeignete Sorten in den Baumschulen zusammenstellen lassen, bevor er blind drauf los kauft. Diese Eigenschaften haben aber keinerlei Einfluß auf die Nektarabsonderung. Blüte: April/Mai.

Apfel (Pirus malus)

Alle Apfelsorten, die übrigens durchweg gute Nektar- und Pollenspender sind, sind auch auf Bienenbesuch angewiesen. Blüte: Mai. Während der Obstbaumblüte im Frühjahr werden täglich etliche Busladungen von Reiseveranstaltern in's »Alte Land« gekarrt, um sich am bezaubernden Anblick der blühenden Obstbäume zu erfreuen. Dieser Umstand kommt selbstverständlich auch dem ortsansässigen Einzelhandel so wie der Gastronomie zu Gute.

Weiden (Salix)

Unsere Weiden, und zwar die männlichen Weiden, sind für unsere Bienen die wichtigsten Pollenspender im Frühjahr. Bei den Weiden befinden sich männliche und weibliche Blüten getrennt auf verschiedenen Pflanzen. Somit sind die Weiden also zweihäusige Gewächse. Die Blätter haben eine Form, die ich als gesägt, linealisch, elliptisch oder lanzettlich bezeichnen möchte. Die Blüte erfolgt zuerst bei der Küblerweide (Salix smithiana), der Grauweide (Salix cinerea) und der Schiebelweide (Salix pulchra caprea). Danach folgen dann Salweide (Salix caprea), die Reif- oder Schimmelweide (Salix daphnoides), die Purpurweide (Salix purpurea), die schwärzende Weide (Salix nigricanas), die Ohrweide (Salix aurita), die Trauerweide (Salix alba pendula), die kriechende Weide (Salix repens), die Moorweide (Salix muscina), die Hanfweide (Salix viminalis), die amerikanische Weide (Salix amerikana), die Glanzweide (Salix lucida), die Lorbeerweide (Salix pentandra) usw. Da die hier aufgeführten Weidenarten für den Imker ausreichend sein sollten, erspare ich mir hier den Rest der Aufzählung. Alle diese Weidenarten lieben zwar einen feuchten Boden, sind aber auch mit leichtem Sandboden zufrieden. Die Vermehrung der Weiden ist ein Kinderspiel, ganz einfach durch Stecklinge. Eine Ausnahme macht da die Salweide, zwar hat man auch hier hin und wieder Erfolg, in der Regel aber nicht. Von der Trauerweide werden wir nur Nektar, aber keinen Pollen erhalten, weil bei diesem Baum nur die weibliche Form anzutreffen ist. Den Schrebergärtnern sei die kriechende Weide als Einfasungspflanze empfohlen. Die amerikanische oder auch die Hanfweide lassen sich dagegen auch gut als Heckenpflanze zur Anwendung bringen. Ferner gibt es da noch die Moosweide, die als kleiner Zierstrauch in Erscheinung tritt. Die meisten der hier aufgeführten Weiden blühen im März und April. Im April und Mai hat die Trauerweide ihre Blüteeit. Lorbeerweide und Glanzweide sind dann in Mai und Juni mit der Blüte dran. Weiden sind in der Anschaffung recht preiswert, wachsen leicht an und sind in vielen Baumschulen erhältlich. Aus dem Wald dagegen lassen sich die Salweiden ausgraben, womit man aber solange warten sollte, bis man weiss, ob es sich um männliche oder weibliche Pflanzen handelt. Dies kann man an den ersten Kätzchen bereits erkennen.

Raps (Brassica Napus oleifera)

Der Raps liefert uns bei günstiger Witterung und auf gutem Boden, besonders in den Küstenbereichen von Nord- und Ostsee, hohe Erträge. Für den Imker ist Raps ein besonders guter Naktarspender und außerdem eine vorzügliche Ölpflanze. Auch ist hier viel Pollen für die Bienen zu holen. Wir wissen zwar vom Raps, daß auch er den selbstbefruchtenden Pflanzen zuzurechnen ist, weil der Blütenstaub aus den vier langen Staubgefäßen ohne weiteres auf die Narbe des Griffels gelangen kann. Die Untersuchungen von Prof. Ewert haben aber gezeigt, das gerade der Blütenstaub der beiden kurzen Staubfäden sich als besonders wirksam für die Bestäubung erwiesen haben. Wenn die Biene auf der Suche nach Nektar in die Blüte eindringt und den Pollen an ihrem Haarkleid abstreift, dann kommt auch der Pollen dieser Staubfäden für die Bestäubung in Frage. Letztendlich hat auch das zur immer wirksameren Fremdbestäubung geführt. Will ich von einem Rapsfeld also hohe Erträge erzielen, so kommt es in aller erster Linie darauf an, das genügend arbeitswillige Bienenvölker anwesend sind, die sich um die Bestäubung der Blüten kümmern. Das hat dann zur Folge das die Schoten länger werden und sich daraufhin auch die Zahl der Samenkörner steigert. Bei den umfangreichen Vorschungen des Herrn Prof. Ewert kam dann auch heraus, daß die durchschnittliche Länge der Schoten nach der Bestäubung durch Bienen 6,75 cm betrug, waren die Insekten abgesperrt, so erreichte die Schotenlänge nur 5,66 cm. Bei der längeren Schote wurden durchschnittlich 13,27 Samen in der Schote gezählt. Bei der kürzeren Schote kam man dann nur noch auf 11,22 Samen/Schote. Wenn der Raps von den Bienen beflogen wird, auch das ist eine wesentliche Feststellung, so blüht er gleichmäßiger und auch schneller ab. Wenn die Bienen fehlen und die Blüten in Folge ungleichmäßiger abblühen, reifen die Schoten der ersten Blüten schneller, als die von den späteren Blüten stammenden. So springen sie dann auf und verstreuen den wertvollen Samen auf dem Boden, wo er verloren geht.

Rapsblüte

Auch das Tausend-Korn-Gewicht im Falle der Fremdbestäubung durch Insekten ist höher als bei Selbstbefruchtung, hat Prof. Ewert außerdem noch festgestellt. Auch dieser wirtschaftliche Vorteil ist ausschließlich den Bienen zu verdanken. Es bedarf eventuell noch der Klärung, ob auch der Fettgehalt bei den durch Fremdbestäubung gewonnenen Samen höher ist, als bei den anderen. Auch die volkswirtschaftliche Bedeutung, die durch den Anbau von Raps und Rübsen zu Tage tritt, ist beachtenswert. Von den Ölsaaten eines 1 Hektar großen Rapsfeld's werden etwa 8 dz Fett gewonnen. Dem gegenüber bringt die Rindviehhaltung und ebenso die Schweinehaltung, wenn man überhaupt einen Vergleich ziehen will, da deren Bedeutung ja auf anderem Gebiet liegt, nur 1 bzw. 1,5 dz Fett je ha

Rapshonig

In vielen Gegenden unseres Landes ist Rapshonig früher der beliebteste Honig gewesen. Da sich der Geschmack in der Gesellschaft aber von Zeit zu Zeit ändert, werden heute andere Honige dem Raps vorgezogen. Doch bei Kindern steht er nach wie vor hoch im Kurs. Der Rapshonig ist von weißer Farbe, seltener gelblich. Im Aroma ist er ein wenig zurückhaltend. Ist er gut durchgerührt, so ist er sehr streichfähig und von schmalzartigem Aussehen. Eine Eigenschaft des Rapshonig, die er mit dem Heiderichhonig gemein hat, ist sein schnelles Kristallisieren. Dies tritt meistens schon nach wenigen Tagen nach dem Schleudern ein. So macht es Sinn, ihn gleich in Gläser abzufüllen. Der Rapshonig sollte nur den Sommer über zur Fütterung verwendet werden, niemals würde ich ihn für die Herbstauffütterung verwenden, in seinen Zellen bilden sich Zuckerkristalle, die dann leicht zur Durstnot der Bienen in den Wintermonaten führen kann.

Rapshonig

Rübsen (Brassica rapa)

Der Unterschied zwischen dem Raps und seinem Verwandten dem Rübsen zeigt sich in erster Linie in der Wuchshöhe, die beim Rübsen etwas geringer ist und in der hellgrünen Farbe des Rübsen. Der Rübsen ist nicht so anspruchsvoll wie der Raps, weshalb er auch auf geringerem Boden ausgesät werden kann. Auch ist er gegenüber Witterungseinflüssen nicht so empfindlich wie der Raps. Der Rübsen wird etwa 14 Tage später ausgesät, als der Raps. Seine Blüte setzt aber 14 Tage vorher ein. Der Ertrag an Nektar ist beim Rübsen aber nicht so hoch wie beim Raps. Oftmals stehen Raps- und Rübsenfelder nebeneinander. Das ist ein Vorteil für den Imker durch die um 14 Tage verlängerte Trachtzeit. In seinen Eigenschaften ist der Rübsenhonig dem Rapshonig gleich. Blüte: April/Mai.