Das Bienenwachs wird von
den Bienen selbst produziert

Wachs ist eine fetthaltige Absonderung meiner Bienen mittels der zahlreichen zierlichen Poren der vier letzten Bauchschuppenpaare der Baubienen. Das sind die Bienen, die sich im Alter von 12 bis 18 Tagen befinden. Dieses in der Befindlichkeit der Ruhe und bei nachhaltiger Wärmeerzeugung entstehende Fett, geht an der Luft in feste Konsistenz über. Es wird durch Kauen mit den Mandibeln, den Kauladen, von den Bienen geknetet, wobei sie ihm ein Drüsensekret hinzusetzen. Somit entsteht Wachs dank der Veränderung zuckerhaltiger Nahrung im Körper der Biene. Es hat das Aroma von Honig und mundet flüchtig balsamisch. Bienenwachs hat ein spezifisches Gewicht von 0,955 - 0,975 Gramm, somit ist es leichter als Wasser. Es beginnt bei 64 - 65° C zu schmelzen, wo hingegen der Schmelzpunkt des von den Bienen bereits bebrühteten Wachses bei 61 - 64° C liegt. Der Ausfluss aus dem Bienenkörper erfolgt in glasklaren Tröpfchen. An der Luft erhärtet nimmt es zunächst eine weiße Färbung an. Später im Bienenstock durch Überpinseln mit einem aus Pflanzenstoffen gewonnenen Sekret wird es dann gelblich und bei längerer Verwendung der Waben bräunlich im Aussehen.

Bienenwachskerze und Blütenpollen

Wachs ist weder in Wasser noch in Alkohol löslich. In Chloroform, warmem Benzin, in Schwefelkohlenstoff und in ätherischen Ölen löst es sich dagegen gut auf. Wachs besteht aus Cerotinsäure (Cerin), die in Alkohol löslich ist, Palmitinsäuremyriciläther (Myricin) und geringen Mengen Cerotein, von dem der Fettgehalt herrührt. In früheren Zeiten ist die Wachsgewinnung vornehmlich Aufgabe der Korbbienenzucht gewesen, die so dem Kastenimker das Wachs für die Mittelwände liefern konnte. Jedem Kastenimker wäre allerdings zu empfehlen, seine Betriebsweise darauf zu richten, daß von ihm benötigte Wachs selbst zu gewinnen. Hierfür läßt sich der Baurahmen gut zum Einsatz bringen. Wenn von Imkern angegeben wird, das sie einen Durchschnittsertrag so um die 240 g je Bienenvolk reines Bienenwachs geerntet haben, so können sie mit diesem Ergebnis recht zufrieden sein, da längst nicht alle Imker solche Ergebnisse aufzuweisen haben. Daran kann man aber einmal sehr gut sehen, zu welchen Produktionsleistungen in der Wachserzeugung ein Bienenvolk in der Lage ist. Es sollte daher damit begonnen werden, möglichst viele Mittelwände ausbauen zu lassen, um sich zu gegebener Zeit von den Altwaben im Stock zu trennen. Doch auch der Baurahmen sollte weiterhin häufig benutzt werden um mit seiner Hilfe leicht auch noch auf 150 g reines Baurahmenwachs und darüber hinaus zu kommen.

Produkte aus dem Bienenstock

Da die Industrie in Westeuropa erhebliche Mengen an Bienenwachs benötigt, ist die Produktion also auch rein volkswirtschaftlich zu betrachten. Somit dürfte sich auch hier der Preis nach Angebot und Nachfrage richten. Da diese benötigten Mengen bisher nicht genügend im Inland erzeugt werden konnten, mußten sie aus nicht EG-Ländern importiert werden. Bisher haben wir unseren Bedarf an Wachs aus Nordamerika, den westindischen Inseln und Afrika bezogen. Dann gibt es da noch die Wachsersatzmittel, deren sich die Industrie auch bedient, als da sind: Stearin, Parafin, Ceresin und Pflanzenwachs. In den Zeiten des Mittelalters gab es auch schon einen großen Bedarf an Wachs, als die Kirche Kerzen zur Beleuchtung einsetzte und auch an Fürstenhöfen und in vornehmen Häusern viel Wachs für die Beleuchtung zum Einsatz kam.

Wachsabfälle

Auf gar keinen Fall sollte der Imker auf die Idee kommen, Wachsabfälle, die sich auf dem Bienenstand selbst oder beim Schleudern ergeben, einfach in den Müll zu werfen. Dafür sind die Wachsabfälle einfach zu kostbar. Nicht nur Wabenstücke gehören zu diesen Wachsabfällen, sondern auch das Entdeckelungswachs, nachdem ich es von den Bienen im Stock habe ablecken lassen bzw. nachdem ich es mit Wasser abgespült habe, das ich dann wieder zur Herstellung von Zuckerwasser verwenden kann.

Wachs & Honig

Immer wieder kommt diese Thema auf und es wird darüber diskutiert, ob der Imker, der seine Bienen viel bauen läßt, weniger Honig erntet und ob es von daher angebracht sei, nicht soviel bauen zu lassen, um so den Ertrag an Honig zu steigern. Es ist zwar wahr, daß die Wachsproduktion die Aufnahme von zusätzlicher Nahrung, nämlich Honig erfordert, so wäre es aber nicht richtig, den Bienen die Möglichkeit zu nehmen, Wabenbau zu betreiben. Diese proletarische Schaffenskraft der Biene trägt dazu bei, daß das Bienenvolk fit bleibt und seine Leistungsfähigkeit aufrecht erhält. Bienen, die zur angemessenen Zeit nicht bauen dürfen, haben dann auch kein großes Interesse mehr, Hong zu sammeln. Es ist somit ein Fehler, nur wenig bauen zu lassen und mit alten Waben zu arbeiten, die zudem noch Keimträger mancherlei Krankheiten sind. Ein Bienenvolk ist durchaus in der Lage, so um die sechs bis sieben Mittelwände in einem Jahr zu errichten. Im Laufe von drei Jahren hätte das Volk dann seinen Bau erneuert. Gebe ich dann Acht auf einwandfreie Aufbewahrung meiner Waben, so bin ich bald mit Wabenmaterial reichlich versorgt, so daß ich dann in den erwähnten normalen Grenzen weiterbauen lassen kann. Dabei brauche ich aber keinerlei Ertragseinbußen zu befürchten.

Sobald meine Bienen Baulust zeigen, ist es an der Zeit, mit dem Ausziehenlassen der Mittelwände zu beginnen. Das ist in erster Linie dann der Fall, wenn es viel Pollen einzuholen gibt, also meistens in der Zeit von April bis Juni. Ebenso wie Honig besteht auch Wachs aus den Grundstoffen Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Die Wissenschaft hat festgestellt (A. Getur) daß, um die 82 g Kohlenstoff, die in 100 g Wachs enthalten sind, zu gewinnen, die Biene rund drei mal soviel Honig braucht, da in 100 g Honig nur 28 g Kohlenstoff enthalten sind. Wenn wir uns vor Augen führen, daß zu dieser biochemischen Umwandlung des Honigs in Wachs noch eine weitere Menge Honig verbraucht wird, da diese Umsetzung nicht ohne Stoffverbrauch vor sich geht, so können wir davon ausgehen, daß zur Erzeugung von 1 kg Wachs etwa 5 - 6 kg Honig notwendig sind.

Wachsabscheidung, Wachsschwitzen

Bei den Bienen erfolgt die Wachsabscheidung vornehmlich vom 12. bis 18. Lebenstage. Während dieser Zeit haben sie den Status von Baubienen. Zu dieser Zeit des Wachsschwitzens hängen die Bienen aneinandergereiht, Biene an Biene, nebeneinander und untereinander, fast bewegungslos vom Rähmchenholz herab. Das Wachs tritt als glasklare Flüssigkeit aus den feinen Poren der Wachsspiegel (Bauchschuppen) aus, vereinigt sich zu Plättchen und erhärtet an der Luft. Die Stärke dieser Wachsplättchen beträgt im Durchschnitt 0,5 mm, das Gewicht nach Lauenberger 0,008 g, so daß zu einem Gramm Wachs 1.250 solcher Plättchen benötigt werden, zu einem Kilogramm Wachs also 1,25 Millionen Wachsplättchen. Ist das Wachsschüppchen zwischen den Bauschuppen ausgetreten, so zieht es die Biene selbst mit dem Fersenglied des Hinterbeines hervor.

Die Wachsproduktion hängt auch von einer gewissen Überernährung der Bienen ab und nicht allein von starker Pollenaufnahme, wie zu vermuten wäre. Otto ist es gelungen, auch im Herbst und im Winter ein Volk in einem leeren Korb mit 10kg Zucker in Lösung gereicht, zur Aufführung des Wabenbaues zu bringen, wobei das Volk noch ausreichende Winterversorgung erzielte. Ab dem 18. Lebenstage bilden sich die Wachsdrüsen wieder zurück, doch sind die Bienen durchaus in der Lage, unter bestimmten Voraussetzungen, wenn ausreichend Honig und Pollen vorhanden sind, auch später noch Wachs ausscheiden, ebenso wie auch Jungbienen, die das normale Baubienenalter noch nicht erreicht haben, sich bereits an der Wachsabscheidung beteiligen können.

Wachsentkeimung

Einfachen Wachsauslassapparate reichen für eine erwünschte Wachsentkeimung nicht aus, da das Wachs die Angewohnheit hat, bereits bei 64° C zu schmeltzen und somit aus dem Apparat abfließt. Dieser Wärmegrad reicht aber nicht aus, um die Krankheitskeime, die sich in großen Mengen in den Waben herumtummeln, abzutöten. Der von Prof. Dr. Borchert, Berlin, schon vor Jahrzehnten entworfene Wachsentkeimungsapparat, der eine Temperatur von 105 bis 110° C erreicht, die dann etwa eine halbe Stunde auf die Schmelzmasse einwirken kann, erzielt für uns eine sichere Abtötung aller Krankheitskeime. Auch von Zander ist vor längerer Zeit bereits ein solcher Apparat konstruiert worden, der ebenso einwandfrei arbeitet. In der heutigen Zeit dürfte es wohl entsprechende Neukonstruktionen nach DIN-Norm geben.

Wachsverarbeitungsbetriebe

Sowohl größere als auch kleinere Betriebe haben sich auf die Wachsverarbeitung spezialisiert. Auch gibt es inzwischen größere Bienenzuchtgerätefabriken, die sich mit der Herstellung von Wachsarbeiten, die allerdings meistens ausschließlich in der Fertigung von Mittelwänden bestehen, beschäftigen. In der Regel aber handelt es sich um reine Wachsverarbeitungsbetriebe. Natürlich gibt es auch kleinere und größere die Bienenzucht hauptberuflich betreibende Imker, die sich mit der Herstellung von Mittelwänden befassen, weitestgehend im Gießverfahren, während die Großbetriebe das Walzverfahren bevorzugen. Gerade für Kleinbetriebe kann das Mittelwandgießen eine recht einträgliche Nebenbeschäftigung in den Wintermonaten werden, wenn es ihnen möglich ist, sich einen potenziellen Kundenkreis heran zu ziehen. Ebenso ist die Produktion von Wachskerzen, eine lukrative zusätzliche Einnahmequelle für Kleinbetriebe. Übung macht auch hier den Meister. Der Absatz dürfte in Anlehnung an die jährlich wiederkehrenden Feiertage entsprechend unterschiedlich sein.

Wachsverwertung im Haushalt

Den älteren unter den Hausfrauen sollte Bohnerwachs noch ein geläufiger Begriff sein. Mit wenig Aufwand kann ich es auch selbst herstellen: Ich koche 1 kg Wachs in 5 Litern Wasser, dem ich 50 g Pottasche zugesetzt habe, solange, bis das Wasser ziemlich verdampft und ein flüssiger Brei entstanden ist. Ist dieser erkaltet, so kann ich die Masse auf den Fußboden auftragen und selbigen dann blank bohnern. Carl Rehs hat schon vor langer Zeit in seiner »Deutschen Bienenzucht« auch Rezepte für Möbelwichse, Baumwachs usw. aufgelistet. Möbelwichse stelle ich danach wie folgt her:

0,5 kg Wachs werden geschmolzen und vom Feuer entfernt, 300 g Terpentinöl zugesetzt und gut verrührt (Diese Masse läßt sich auch als Bohnerwachs verwenden).

Baumwachs wird nach Rehs auf folgende Weise hergestellt: 200 g Wachs, 400 g Harz, 100 g Terpentin und etwas Schweinefett werden zusammengeschmolzen, verrührt und dann in Schachteln gegossen. Vor dem Gebrauch wird das Baumwachs erwärmt.