Bienengift

Das Gift der Biene hat in der Heilkunde bereits einen festen Platz, nicht nur für Imker. Die einzelnen Komponenten des Bienengiftes sind uns auch heute noch nicht in allen Details bekannt, wohl aber kennen wir seine Funktion und zum Teil wenigstens auch das Resultat, das von ihm ausgeht. Die Giftmenge einer einzelnen Biene beträgt ungefähr 0,2 mg; das Gift weist einen leicht bitteren Geschmack auf und hat ein dem Heliotrop nahekommendes Aroma. Es setzt sich aus ameisensaurem Amyl und einem anderen eingetrockneten Stoff zusammen, aus dem sich nach Prof. Dr. Langer das ursprüngliche Gift absondern läßt. Nach den Erforschungen von Prof. Dr. Flury ist es, durch Ammoniak ausgefällt, ein weißliches Mehl, das einen Stoff enthält, der dem Cantharidin ähnlich und somit als das eigentliche Gift zu benennen ist. In seiner Reaktion, wie sowohl von Prof. Dr. Langer, Prof. Dr. Flury und Dr. Garvin erforscht worden ist, haben wir es bei dem Bienengift mit einem komprimierten Stoff zu tun, der in seiner Auswirkung dem Schlangengift recht ähnlich ist. Es ist ein Blutgift, welches die roten Blutkörperchen auflöst. Auch in der Heilkunde hat man die Wirkung dieses Giftes erprobt und analysiert, da immer wieder die Behauptung aufkam, daß Imker längst nicht so häufig an rheumatischen Krankheiten litten oder von Rheuma überhaupt frei blieben. In der Tat ist Rheuma bei Imkern eine Seltenheit.

Untersuchungen, die bereits vor Jahrzehnten in Illertissen von Anton und Forster gemacht worden sind (veröffentlicht in der Monatsschrift für Krebsforschung im Jahre 1941), haben ergeben, daß Imker weniger der Krebskrankheit ausgesetzt sind als Angehörige anderer Berufsgruppen. Somit dürfen wir auf die Ergebnisse künftiger Forschungen gespannt sein. Wir brauchen heute aber nicht mehr darüber diskutieren, daß das Bienengift bei rheumatischen Erkrankungen ein bedeutendes Ergebnis zum Wohle der Betroffenen erzielt. Die ausführlichen Berichte aus Fach- und Laienkreisen sprechen hier für sich, und somit hat es sich ergeben, das Bienengift in der Heilkunde recht erfolgreich einzusetzen. Die Firma Mack in Illertissen bei Ulm stellte seinerzeit das sog. »Forapin« her, eine Salbe, die Bienengift enthält und in die Haut eingerieben, oder aber auch in den Körper eingespritzt wurde. Sicherlich ist die Forschung inzwischen auch schon zu ganz anderen Ergebnissen und Behandlungsmethoden gekommen.

Eine Methode das Gift zu gewinnen ist, daß man die Bienen in ein präpariertes Papier die Giftblase entleeren läßt, aus dem sich dann durch ein besonderes Verfahren das Gift wieder gewinnen und zu einer Salbe verarbeiten läßt. Französische Ärzte, wie Dr. Cuenot und Dr. Perrin, haben mit dem Einspritzen des Giftes in stark verdünnten Lösungen ebenfalls gute Heilerfolge erzielt.